Tantra meets Trauma

„Tantra ist die Verwandlung von Sex in Liebe durch Bewusstheit.“ (Osho)

Dieser Satz von Osho ist wahrscheinlich das bekannteste Tantra-Zitat überhaupt. Und er macht deutlich, welche Sehnsüchte uns zum Tantra führen können. Oh ja, wir wollen unseren SEX genießen, erforschen und erweitern. Wir wollen ihn ausdehnen, bis wir wahrhaftig „LIEBE machen“, mit unseren Partnern und mit uns selbst, bis wir schließlich in eine Liebesbeziehung zu unserem ganzen Leben geraten. BEWUSST wollen wir damit sein, so bewusst, dass uns kein Moment unserer kostbaren Lebenszeit mehr entgeht, dass wir keinen Funken unserer sexuellen Lust mehr verpassen, und vor allem wollen wir bewusste und präsente Liebespartner haben. Ach, am liebsten würden wir uns nicht nur verändern – sondern VERWANDELN.

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„Trauma ist einer der häufigsten und einer der am häufigsten unterschätzten Ursprünge menschlichen Leids.“ (Peter Levine)

Jedes unserer Traumata – auch der „kleinen“ – entfremdet uns ein Stückchen von unserem eigenen Leben. Im Trauma zersplittert die Einheit, als die wir geboren wurden.

Trauma nimmt dem Leben und vielleicht auch unserem Sex die Liebe. Trauma verursacht, dass wir in unserer Vergangenheit leben oder in unseren Gedanken an die Zukunft. Trauma bewirkt, dass wir uns verzehren vor Sehnsucht nach diesem Moment, aber dass wir dennoch den Weg in ihn hinein nicht mehr finden.

Dies sind die Pole unseres menschlichen Lebens: Trauma und Liebe. (Und alles Andere? Das sind die Fluten und Wogen zwischen diesen beiden Enden unserer Welt.)

Tantra und Trauma als Dreamteam?

Tantra also sollte die perfekte Heilung für unsere sexuellen Traumata sein… Diese Annahme ist richtig und falsch zugleich. Denn Tantra und Trauma können einander zwar viel schenken. Sie können einander aber auch viel nehmen. Ihre Bezüge zueinander sind komplex und verwandeln sich gerne, zwischen den Extremen von Einheit und Widerspruch.

Tantra kann Traumata heilen und es kann Traumata verstärken. Mein Trauma kann von Tantra eine Menge lernen und – hurra: es kann dem Tantra eine Menge beibringen.

Ich kann in der Welt des Tantra Erlösung finden und ich kann mich erlösen, indem ich mein „Nein zu Tantra“ liebevoll respektiere. Es ist also… komplex, und anfangs stehen wir ein wenig ratlos da, mit unserer Bereitschaft, Neues zu erleben, und unserem Fragezeichen, wann wir uns damit mehr schaden als nützen.

Um sich durch dieses Labyrinth zu navigieren, möchte ich zuerst einmal für eine reife, besonnene Respektlosigkeit gegenüber jedweder Tradition werben – jawohl, und sei sie auch noch so tantrisch oder „spirituell“. Das in sich ist eine Meile von Traumaheilung.

Von hier aus, meinen eigenen unbedingten Wert fest in mein Herz geschlossen, kann ich der Intuition in meinem Bauch besser lauschen. Und von einem glücklichen Bauch aus ist es ohnehin kein weiter Weg mehr zu einer glücklichen Yoni.

Bildnachweis: mit herzlichem Dank an Pixabay.com

©Ilan Stephani
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