Erstes Chakra: URVERTRAUEN

Am Anfang war das Urvertrauen. Wortlos, körperlich und einfach. Und dann? Dann wurde es kompliziert.

Dann krochen die Gebote und Ängste aus unserer Umgebung in uns hinein, formten, wie wir atmen, wie wir denken und woran wir glauben, woran wir festhalten – „wie es ist“ – und aus unserer arglosen Verliebtheit ins Leben wurde still ein Manchmal, dann ein Etwas, schließlich der sehnsüchtige Mythos vom Paradies.

So brach in uns entzwei, was wir mitgebracht und gewusst hatten: DASEIN, und wir wurden unruhig, nachdenklich und beschäftigt. Statt Urvertrauen: Leistung.

Dass wir das Wort „Urvertrauen“ überhaupt kennen – erfunden und verbreitet haben, geschieht zwar am anderen Ende der Geschichte, aber es verweist auf ihren Anfang:

Urvertrauen ist Vergangenheit. Urvertrauen ist, was wir verloren haben. Denn was gäbe es schon zu dem Thema zu sagen, wenn es intakt und heil und glücklich wäre?

Längst sind alle einer Meinung: Urzuvertrauen ist dumm, denn diese Welt ist groß und gefährlich… Wer sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, rosarot verblendet zu sein, stimmt zu: Unsere Welt ist unsicher.

So wird „Urvertrauen“ zu einer absurden Idee gemacht, die sich vor unserem Verstand zu verantworten hätte. Wir verklagen uns selbst und gegenseitig wegen fahrlässiger Naivität und verurteilen uns, mit einem zynischen Lachen, „erwachsen“ zu werden. Wir verletzten Kinder.

Der Trick in diesem Spiel ist, dass wir damit um eine Frage kreisen, um die es nicht geht. Selbstverständlich kann mir morgen ein Ziegelstein auf den Kopf fallen. Oder heute noch ein Klavier. Diese Möglichkeiten ausschließen zu wollen, um unser Urvertrauen zu reparieren, beruht auf Fehlschlüssen.

Urvertrauen geschieht, zerbricht und heilt sich unterhalb von unserem Verstand! Urvertrauen ist unserem ersten Chakra zugeordnet. Und das ist nicht der Neokortex, sondern das andere Ende der Wirbelsäule. Weiter unten.

Die globale Herausforderung von Trauma ist, trotz aller mentalen Gebote (will sagen: Ängste) die Ebene unter den Kopf zu verlagern.

Als Symbol für Urvertrauen steht ein tiefrotes, vierblättriges Kleeblatt, in dem unser Leben ruht, wächst und spielt. (Vierblättriger Lotus? Hm. Muss ein Übersetzungsfehler sein.)

Urvertrauen ist das Fundament unseres Lebens, die Basis unserer energetischen, körperlichen Seins. Das erste Chakra nährt und heilt die weiteren, indem es – urvertrauend – überfließt.

Es wohnt im Zentrum unseres Beckenbodens, nicht zufällig in den physischen Stätten von Kraft, Geburt und Instinkt. Eine Kultur, die diese Bereiche kontrahiert, versteckt und mit Tabus und Traumata belastet, gibt darin ihren Verlust an Lebensbindung weiter und offenbart, wie sehr und wie verzweifelt sie misstraut.

Wohin also führt unser Weg, wenn wir unser Urvertrauen wiederfinden wollen? Wir gehen raus aus dem Kopf und tief in den eigenen Körper zurück, geben uns hin an das, was wir wussten, bevor wir lernen mussten. Letzten Endes zeigt sich uns im ersten Chakra mehr als unser Fundament, wir landen nicht nur auf der Erde. Wir landen im Himmel.

Denn nicht die Welt um uns herum muss sich verwandeln, damit wir ur-vertrauen können, sondern unsere Art und Weise, die Welt zu erleben.

Schlechte Nachrichten? Nein, es sind gute. Wir wissen viel über die Maßnahmen, um unsere Körperchen in Ruhe, Schutz und Würde zu baden. Eine großartige Zutat dafür sind Menschen… gleich mehrere, die sich versammeln, um zu tanzen, zu atmen und zu fühlen. Menschen wie wir.